Herz Mariae und Herz Jesu

 

In den vielen Jahren, die ich bisher als Priester wirken durfte, ist mir die segensreiche Bedeutung der Weihe und Ganzhingabe an das Unbefleckte Herz Mariä für mich persönlich und für die mir in der Seelsorge anvertrauten Menschen immer mehr aufgegangen. Aber auch eine andere, ganz wichtige Erfahrung habe ich daneben – ganz im Sinn großer heiligen Marienverehrer – immer mehr gemacht: dass wir nämlich – soll uns die gelebte Weihe an das Unbefleckte Herz Mariä wirklich zum Sieg über alles Niedrige und Gemeine, Böse und Verwerfliche führen – die Herz-Mariä-Verehrung und die Weihe an dieses edelste Mutterherz nicht trennen dürfen von der Herz-Jesu-Verehrung und der Weihe an das göttliche Herz Jesu. Beide heiligsten Herzen gehören unbedingt wie in der Heilsgeschichte, so auch in der echten christlichen Frömmigkeit und Spiritualität unzertrennbar zusammen. Das hat man auch richtig empfunden bei der nachkonziliaren Reform der Liturgie und des liturgischen Kalenders:

Wenn früher das Fest des Unbefleckten Herzens Mariä am 22. August, am Oktavtag des Mariä-Himmelfahrtsfestes gefeiert wurde, so feiert die Kirche das Herz-Mariä-Fest seit der Reform des liturgischen Kalenders nun unmittelbar im Anschluss an das Herz-Jesu-Fest, um so zu zeigen, dass das Herz Jesu und das Herz Mariae engstens zusammengehören.

In unseren katholischen Familien wurde das früher auch bildlich sinnvoll zur Darstellung gebracht, weil vielfach im „Herrgottswinkel“ neben dem Kreuz in der Mitte auf der einen Seite das Bild des göttlichen Herzens Jesu und auf der anderen Seite das Bild des unbefleckten Herzens Mariä hing.

Auf diese Einheit und Verbundenheit der beiden heiligsten Herzen haben auch zwei Päpste sehr deutlich hingewiesen, denn Papst Leo XIII. hat z u Beginn des 20. Jahrhunderts – angeregt durch eine deutsche Guten-Hirten-Schwester, nämlich die selige Maria vom göttlichen Herzen Droste-Vischering – die Welt dem göttlichen Herzen Jesu geweiht. Papst Pius XII. aber hat in der Mitte dieses Jahrhunderts – angeregt durch die Ereignisse von Fatima – die Welt auch noch dem Unbefleckten Herzen Mariä geweiht. Es war am Höhepunkt der not des II. Weltkriegs, am 13. Oktober 1944.

Dass diese beiden heiligsten Herzen ganz innig zusammengehören, wird jedem klar, der die gegenseitige Liebe dieser beiden Herzen bedenkt: nirgendwo ist ja die Verbundenheit und Vereinigung zweier leibender Herzen tiefer, nachhaltiger und schöner verwirklicht worden, als in den Herzen  Jesu und Mariä und zwar nicht etwa nur gefühlsmäßig und affektmäßig, weil diese beiden Herzen in bräutlicher Liebe einander zugetan waren, und der Sohn Gottes sich im Geheimnis der Menschwerdung im jungfräulichen Mutterschoß Mariens gleichsam mit der ganzen Menschheit vermählt hat. Beide Herzen sind vielmehr in der Stunde der Menschwerdung des Sohnes Gottes auch seinsmäßig existentiell auf das innigste miteinander verbunden worden und neun Monate lang verbunden geblieben, als das Herz Jesu zu schlagen  begann durch das jungfräuliche, unbefleckte Herz Mariä und mit diesem.

Es ist schon etwas wunderbar Geheimnisvolles, wenn man an das Geheimnis der Menschwerdung des Sohnes Gottes im jungfräulichen Mutterschoß Mariens denkt: Da begann das Herz Jesu, das Herz des Sohnes des ewigen Vaters, zu schlagen durch das Herz Mariä und mit diesem Herzen, in wunderbarer Harmonie und Liebe.

Aber nicht bloß durch die gegenseitige Liebe sind die beiden heiligsten Herzen Jesu und Mariä innigst miteinander verbunden, sondern auch durch die übrigen Tugenden ...

Denn die Tugenden des göttlichen Herzens Jesu, seine Demut, seine Reinheit, seine Geduld, sein Gehorsam, seine Opferbereitschaft und Sühnebereitschaft für die Sünden der Menschen und alle übrigen Tugenden, die dem Herzen Jesu eigen sind, haben im Unbefleckten Herzen Mariä ihre schönste Nachahmung gefunden!

Wenn der göttliche Heiland einmal uns Menschen aufgefordert hat: „Lernet von mir, denn ich bin sanft und demütig von Herzen!“, so hat kein Mensch so sehr diese beiden Tugenden und alle anderen vom Herzen Jesu gelernt wie die jungfräuliche  Mutter Jesu Christi, Maria. In der Herz-Jesu-Litanei wird einmal in einer Anrufung das Herz Jesu ein „Abgrund aller Tugenden“ genannt. Und das stimmt. Im Herzen Jesu wohnt nicht nur die Fülle der Gottheit, in ihm ist auch die Fülle aller Tugenden. Dieses Herz ist in seiner Tugendfülle wie ein funkelnder Edelstein von kostbarster Art, in welchem die Farben des Regenbogens in bunter Fülle und doch wieder in einmaliger, einzigartiger Harmonie aufleuchten. Diese leuchtenden, strahlenden, funkelnden, Farben des Edelsteins von köstlich hoher Art sind am Herzen Jesu seine Tugenden. Und diese Tugenden lassen sich nicht voneinander trennen, sie bilden zusammen eine einmalige Harmonie in der einzigartigen Persönlichkeit des Gottmenschen Jesus Christus. Keine Tugend ist in diesem Herzen etwa auf Kosten einer anderen Tugend verkürzt oder überbetont, sondern alle existieren im wundersamen Zusammenspiel. Nicht wie bei uns Menschen, wo so leicht auch noch in den Tugenden – auch sogar bei den Heiligen – Einseitigkeiten und Extreme  auf Kosten der Harmonie der Gesamtpersönlichkeit vorkommen.

Maria aber ist bei ihrem göttlichen Sohn in die Schule gegangen und hat von ihm gelernt. Manche heilige Herz-Jesu-Verehrer waren vom Jesuswort tief beeindruckt: „Lernet von mir, denn ich bin sanft und demütig von Herzen!“ Der Gottmensch Jesus Christus hätte zu uns auch sagen können: Lernen von mir, Wunder zu wirken, Brot zu vermehren, Kranke zu heilen, Tote zu erwecken ... Aber nichts von all  dem sollten wir von ihm lernen. Er sagte nur: „Lernet von mir, denn ich bin sanft und demütig von Herzen!“ Maria hat diese Tugenden und alle anderen von ihrem göttlichen Sohn wirklich gelernt, so dass mit der Zeit zu ihrer Gnadenfülle auch eine wundersame Tugendfülle kam in Angleichung ihres Herzens an das Herz Jesu!

Außer dem liebenswürdigen Sanftmut und der ergreifenden Demut gleichen sich diese beiden Herzen vor allem noch in der Reinheit und Sündenlosigkeit...

Wir reden ja mit Vorliebe vom Unbefleckten Herzen Mariä. Der hl. Joh. Eudes hat das Herz der jungfräulichen Gottesmutter Maria mit besonderer Vorliebe das „reinste Herz“ genannt. Ob wir nun sagen: „unbeflecktes Herz Mariä“ oder „reinstes Herz Mariä“, es geht an sich um dasselbe: um das Freisein dieses Herzens von allen Makeln der Sünde, der Erbsünde und allen persönlichen Sünden.

Wie Jesus Christus seinen Gegnern mit all ihren Verleumdungen entgegenhielt: „Wer von euch kann mich auch nur einer einzigen Sünde beschuldigen?!“, so kann ihm das Maria nachsprechen. Ihr Herz blieb kraft der ihr zuteil gewordenen Gnade allzeit frei von allen Sünden, frei von der Erbsünde in ihrer Unbefleckten Empfängnis und frei von jeder persönlichen Sünde. Darum sprechen die Christen der Ostkirche von Maria als der „Panhagia“, der Ganzheiligen, die Christen der abendländischen Kirche aber von der „tota pulchra“, der ganz Schönen.

Darin aber gleichen sich die beiden heiligsten Herzen wieder in ganz einzigartiger Weise.

Die Reinheit und Sündelosigkeit des Herzens Jesu geht auf die Tatsache zurück, dass dieses menschliche Herz personal (hypothetisch) vom ersten Augenblick der Menschwerdung verbunden ist mit dem Sohn Gottes, dem die Fülle der Gottheit und damit Sündelosigkeit und Unsündigkeit eigen ist.

Dass aber auch dem Herzen Mariä solche Reinheit und Sündelosigkeit eigen ist, geht auf ein einzigartiges Gnadenprivileg zurück, das der gottmenschliche Erlöser seiner jungfräulichen Mutter verdient hat. Die Reinheit des Herzens Mariä hat ihren Ursprung in dem einzigartigen Gnadenvorzug, durch den sie von der Erbsünde bewahrt und in vollkommener Ordnung und Harmonie ihrer Seelenkräfte verblieb. Insoweit die Reinheit des Herzens Mariä durch ihre erhabene Berufung zur Gottesmutterschaft bedingt ist, war diese Reinheit nicht etwas Zufälliges, das man allenfalls von ihrem Herzen auch wegdenken könnte, nein, ohne die vollkommene Reinheit ihres Herzens hätte Maria nicht die würdige Mutter des Sohnes Gottes sein können.

(Wie vermöchten wir je die Reinheit des Herzens Mariä in ihrer Vollkommenheit richtig und tief zu ermessen. Diese Reinheit ist vollkommen in ihrer Ausdehnung. Maria empfang niemals ungeordnete Regungen und Neigungen, da ihr ganzes Sinnen und Trachten nur darauf aus war, Gott zu gefallen und in allem einzig und allein als demütige Magd des Herrn Gottes heiligen Willen zu erfüllen. Wenn in einer sternklaren Nacht das Firmament seine Pracht vor unseren Augen entfaltet, sehen wir bewundernd jeden Stern an seinem bestimmten Platz und mit dem Licht leuchten, das der Schöpfergott in ihm entzündet hat. So erstrahlen wunderbar, von Gott gewollt, die Empfindungen und Gefühle im Herzen Mariä in ganz reiner Ausrichtung auf den heiligen Willen Gottes, durch nichts verdunkelt und getrübt, was bei uns so oft die Reinheit der Absicht und des Wollens verdunkelt.

Die Reinheit des Herzens Mariä ist auch vollkommen in ihrer Tiefe. Auch wenn wir bis auf den Grund des Herzens Mariä dringen, so lässt sich doch nirgendwo die leiseste Spur einer ungeordneten Begierde finden.

Die Reinheit des Herzens Mariä ist auch vollkommen in ihrem Ziel: In lauterster Absicht ist die ganze herrliche Harmonie der Tugenden des Herzens Mariä nur auf Gott und seine Verherrlichung ausgerichtet.)

Lenken wir auch noch unsere Aufmerksamkeit auf die befreienden Wirkungen der Reinheit des Herzens Mariä: Gehen wir bei diesen Überlegungen von uns Menschen aus: Die Unreinheit und Getrübtheit des Auges verdunkelt bei uns den Blick, die Unreinheit der Neigungen hindert unser Herz so zu lieben, was es lieben sollte und möchte. Maria aber ist vollkommen rein und kann daher vollkommen lieben und in seinem ganzen Umfang das erste und größte Gebot Gottes erfüllen: Du sollst den Herren, deinen Gott lieben aus deinem ganzen Herzen, aus deiner ganzen Seele und aus allen dienen Kräften.

Die befreiende Wirkung der Reinheit des Herzens Mariä erstreckt sich auf alle Handlungen der jungfräulichen Gottesmutter. Keine falsche Furcht lähmt ihre Bewegungen, keine Ungeschicklichkeit hemmt sie, keine Begierlichkeit führt sie irre. In ihrem Innenleben störte nie eine verdorbene Phantasie ihr Denken oder ihr Wollen. Wenn sie betete, brauchte sie keine Zerstreutheit zu fürchten, ihre Seele nahm dabei vielmehr ungehindert ihren Flug zu Gott. Dank der Freiheit ihres Herzens von allen unguten, unsauberen Absichten, Begierden, Gefühlen und Wünschen war ihr Herz beseelt von heiligem Frieden.

Erhabene jungfräuliche Gottesmutter Maria, wie fänden wir die rechten Worte, um dich in der Reinheit deines Herzens gebührend zu preisen? Am ehesten gelingt das noch, wenn wir auf den Gegensatz achten zwischen ihrem und unserem Herzen. Wie viel Unreinheit, Ängstlichkeit, knechtische Furcht, Selbstsucht und Begierlichkeit steckt oft in unserem armen Herzen!

Trachten wir danach, dem reinsten Herzen Mariä in der Herzensreinheit immer ähnlicher zu werden!

Die vollkommene Reinheit des Herzens Mariä hielt alle Eigensucht und allen Eigennutz von ihm fern und befähigte es dadurch, nicht bloß Gott, sondern in Gott auch uns so zu lieben, wie es ihr als unserer Mutter zustand. Weil dieses Herz vollkommen rein ist, darum hegt es gegenüber einem jeden von uns eine wahrhaft selbstlose, mütterliche Zuneigung und Liebe.

Aber auf wie viel abgrundtiefes und furchtbares Elend auf Grund der Unreinheit, Unkeuschheit, Lasterhaftigkeit und Triebhaftigkeit so vieler in unserer Zeit muss da der reine Blick der gütigen Mutter Maria fallen! Können wir uns wundern, wenn ihr dieser Jammer ans Herz greift? Möge sie ihre bevorzugte Stellung am Throne Gottes zu Gunsten der armen Sünder ausnützen und ihnen Gottes verzeihende Barmherzigkeit erflehen! Wir wissen ja, dass für unsere Erdenzeit bei uns Sündern die Barmherzigkeit Gottes über seine Gerechtigkeit triumphiert, wenn das makellos reine, unbefleckte Mutterherz Mariens für uns Sünder interpelliert. Ob wir nicht parallel zur verhängnisvollen Übertragung der Sünde der Stammeltern auf die ganze Menschheit umgekehrt eine Übertragung der makellosen Reinheit des unbefleckten Herzens Mariä auf all jene erhoffen dürfen, die reumütig zu Gott sprechen: Vater der Erbarmung und Gott allen Trostes, schau an das unbefleckte Herz Mariens und das völlig sündelose Herz deines menschgewordenen Sohnes und erbarme dich der armen Sünder und schenke ihnen Reue und Umkehr, damit sie nicht in der ewigen Verdammnis für immer von dir getrennt werden!

(Es ist doch auffallend, wie Maria selbst in Fatima den Zusammenhang hergestellt hat zwischen ihrem zuletzt über alles Niedrige und Gemeine triumphierenden Herzen und der Bekehrung der Sünder, vor allem jener, die in äußerster Gefahr sind, auf ewig verloren zu gehen.)

Bedenken wir zuletzt nochmals die Verbundenheit und Ähnlichkeit des Herzens Mariä mit dem Herzen Jesu:

Die vollkommene Reinheit Mariens, die für sie als Mutter des unendlich heiligen Sohnes Gottes unerlässlich war, ermöglichte eine physisch und moralisch einzig dastehende Ähnlichkeit ihres Herzens mit dem Herzen Jesu. Das Herz Jesu ist physisch nach dem Herzen Mariä gebildet und besitzt dessen Eigenart und dessen Neigungen. Die vollkommene Hingabebereitschaft des Herzens Mariä aber an das Herz Jesu erhält an diesem Heilandsherzen letzte Vollendung.

Wie mannigfach sind doch die Ähnlichkeiten, die zwischen den beiden heiligsten Herzen bestehen:

Die Ähnlichkeit der Tugenden der beiden heiligsten Herzen: Auf welches Herz haben das Beispiel Christi, die Lehre Christi und die Tugenden Christi einen solchen Einfluss gehabt, wie dies durch die Gelehrigkeit Mariens zur Auswirkung kam?

Die Ähnlichkeit der beiden heiligsten Herzen in der Sendung, die dem Herzen Jesu und dem Herzen Mariens eigen war und eigen ist: zu suchen und zu retten, was verloren und die Bekehrung und Rettung der Sünder!

Die Ähnlichkeit der beiden heiligsten Herzen in der Verherrlichung und Verehrung durch gläubige Menschen.

Nach dem Zeugnis der Apostel sind auch wir berufen, Christus und seinem demütigen Herzen immer ähnlicher zu werden. Maria hat diese Bestimmung aufs vollkommenste erreicht und ist uns ein herrliches Bespiel darin geworden.

Wenn wir auch nicht wie Maria das leibliche, physische Herz des Heilands bilden durften, so sind doch auch wir dazu berufen, unser Herz nach dem seinen zu bilden und bilden zu lassen. Ja, beten wir darum oft: Jesus, sanft und demütig von Herzen, mach unser Herz gleich deinem Herzen!

Darf ich zuletzt noch auf einen großen Verehrer des reinsten Herzens Mariä hinweisen. Ich habe in meiner Kleinschrift „Wunder der Bekehrung“ der beiden jüdischen Brüder Theodor und Alfons Ratisbonne von diesem großen Verehrer des reinsten Herzens Mariä geschrieben. Es ist der Pfarrer Charles Desgenettes, der Pfarrer an der Kirche „Notre Dame des Victoires“ in Paris im vorigen Jahrhundert. Diesem frommen Priester war es sehr zu Herzen gegangen, dass seine mitten im Trubel der Pariser Vergnügungs- und Nachtlokale gelegene Kirche einen ganz verschwindend geringen Zuspruch von Gläubigen hatte. Selbst an den höchsten Feiertagen des Kirchenjahres bleib diese Kirche fast menschenleer. Als Pfarrer Desgenettes am 3. Dez. 1836 völlig entmutigt die hl. Messe feierte in einer – trotz des begonnenen Advents – fast völlig menschenleeren Kirche, da vernahm er plötzlich die Worte: „Weihe doch deine Pfarrei dem reinsten Herzen Mariä!“ Er tat es, und von da an gelang dem Pfarrer eine völlige Umwandlung der Pfarrei. Der Besuch der hl. Messe hob sich in erstaunlicher Weise. Er nahm die Prägung der „Wundertätigen Medaille“, wie sie die Gottesmutter sechs Jahre zuvor im Jahre 1830 im Mutterhaus der Barmherzigen Schwestern des hl. Vinzenz von Paul in der Pariser Rue du Bac der Novizin Katharina Labouré aufgetragen hatte, in Angriff und betrieb die Versendung dieser Medaille in alle Welt. Zugleich gründete Pfarrer Desgenettes eine „Bruderschaft vom reinsten Herzen Mariä zur Bekehrung der Sünder“, die bald einen ganz großen Aufschwung nahm. Bald stellten sich dann auf Grund des eifrigen Betens der Mitglieder der Bruderschaft und mittels der Wundertätigen Medaille die auffallendsten Bekehrungen von Sündern ein. Eine wirklich ganz wunderbare Bekehrung war dann die des völlig ungläubigen Juden Alfons Ratisbonne, der dann Priester und Ordensstifter wurde zusammen mit seinem ebenfalls wunderbar bekehrten Bruder Theodor und dann ungemein viel für die Bekehrung von Sündern, vor allem von Juden gewirkt hat.

Ja, verehren wir das reinste, unbefleckte Herz Mariens und kämpfen und ringen wir mit Hilfe dieses Herzens betend und sühnend um die Bekehrung der Sünder! Sorgen wir aber vor allem auch dafür, dass wir in unserem eigenen Herzen alles Niedrige und Gemeine niederkämpfen. Lassen wir uns nicht hineinziehen in die Schaurige Schmutzflut der Lasterhaftigkeit, Unbeherrschtheit und Unkeuschheit, die heute durch die Menschheit strömt, bemühen wir uns ganz ernst um die wahre Herzensreinheit und trachten wir dem reinsten Herzen Mariä und dem göttlichen Herzen Jesu in den wichtigsten Tugenden immer ähnlicher zu werden.

O Herz Mariä, Herz der Mutter Gottes und unserer Mutter, Gegenstand des Wohlgefallens der heiligsten Dreifaltigkeit, dem Herzen Jesu so ähnlich in der Demut, Opferbereitschaft und Reinheit, erbitte uns die Gnade, das auch wir fortan kein anderes Verlangen mehr in unserem Herzen tragen als das, dir und dem Herzen Jesu immer ähnlicher zu werden. Amen